Soll man immer wahrhaftig sein?
«Ehrlich währt am längsten», «Lügen haben kurze Beine» oder «Du sollst nicht Wasser predigen und Wein trinken.» So äussert sich der Volksmund zur ethischen Maxime der Aufrichtigkeit.
Ehrlichkeit hat einen hohen Wert und scheint uns eine Selbstverständlichkeit. Auf den ersten Blick jedenfalls. Das Thema aber präsentiert sich komplex. Ist aufrichtig immer auch richtig?
Als Junge ertappt
Ein Sonntagnachmittag im Januar. Ich war 13 oder 14 Jahre alt. Damals. Es ist dies in der Regel nicht das Alter, in welchem man als Pubertierender seine Freizeit liebend gern mit den Eltern verbringt. Eher rufen die Peers, allenfalls die Hormone: Frühlingserwachen, auch mitten im Winter. Die Eisbahn lockte, wir waren eine Clique, die öfter dort miteinander abmachte. Ich holte meine Schlittschuhe hervor und verabschiedete mich von den Eltern. Die Mutter drückte mir noch ein Geldstück in die Hand und mahnte mich – wie immer – zur Vorsicht. Dann schwang ich mich aufs Fahrrad und fuhr direkt ins Kino! Ein Italo-Western, wenn ich mich richtig erinnere. Als ich wieder nach Hause kam, verzog ich mich an den Schreibtisch, machte noch ein paar Hausaufgaben und damit war für mich die Sache erledigt. Alles gut gegangen.
Ein paar Tage später stellte mich meine Mutter zur Rede. Jemand hatte mich gesehen, und irgendwie, ob zufällig oder gezielte Denunziation, kam heraus, dass ich gelogen hatte. Mir lief es heiss den Rücken hinunter, der Puls hämmerte. Die Mutter wandte sich wortlos ab und begab sich in die Küche. Ich stand da und kam mir – ich kann es nicht anders sagen – echt beschissen vor.
Ein Doppelleben ist kompliziert
Die Griechen der Antike waren ein Volk von Dichtern und Denkern
Weiterlesen? Laden Sie den ganzen Artikel kostenfrei herunter!
Bild: pexels.com
Willi Frey, Zürich, Berufs-, Studien- und Laufbahnberater
- Soll man immer wahrhaftig sein? (940 kB) >speichern<
Folgende Artikel finden Sie in dieser Rubrik auch noch:
Kinder haben die wunderbare Fähigkeit, ihrem Gegenüber erfrischend ehrlich, ungekünstelt und authentisch zu begegnen.
Ihre Fragen, Blicke, Gefühle und Ausdrucksweisen sind eindeutig. Wissbegierig, mit offenen Sinnen Neues kennenzulernen und es problemlos in den Alltag zu integrieren ist für sie mehr Spiel als Aufgabe. In anziehender Weise «leben» Kinder Integrität urwüchsig und natürlich, wogegen wir als Erwachsene zunehmend in der Gefahr stehen, diese Authentizität zu verlieren. Wir passen unser Verhalten immer öfter den Erwartungen anderer und/oder der Gesellschaft an und «verlieren» damit unsere Selbstbestimmung und Persönlichkeit.
mehr lesen
Das neue Coronavirus verändert unser Leben
Aktion Geheimnis ganzheitlicher Gesundheit: Innert wenigen Wochen ist nichts mehr, wie es einmal war. Covid-19 beeinflusst das gesunde Zusammenleben unserer Gesellschaft. Unsicherheit macht sich breit.
mehr lesen
Man kann Werte nicht weitergeben ...
man muss sie «weiterleben» Wer Werte an die nächste Generation vermitteln will, kommt nicht darum herum, diese Werte zu leben. Wenn unser Handeln mit unseren Überzeugungen übereinstimmt, prägt das unsere Kinder.
mehr lesen
In einer Sendung von Radio Life Channel diskutieren Hanspeter Schmutz, Peter Weidmann und Dr. med. Ruedi Brodbeck diese wichtige Thematik.
Bild: pexels.com
mehr lesen
Zehntausende Kinder mit alkoholabhängigen Eltern
In der Schweiz wachsen mehrere zehntausend Kinder mit einem alkoholabhängigen Elternteil auf, wie Sucht Info Schweiz in einer Medienmitteilung schreibt. Die Kinder seien mit ihren Sorgen oft alleine und das Leiden begleite sie häufig ihr Leben lang. „Boby“, der kleinen Hund aus dem gleichnamigen Bilderbuch zur Sensibilisierung von Eltern und Kindern für die Thematik, wird seit dem 21. November in allen Poststellen in Form eines Schlüsselanhänger gratis abgegeben. „Boby“ soll den betroffenen Kindern eine Stimme geben und ihre Eltern für die Problematik sensibilisieren.
mehr lesen