Geschlechterspezifische Prävention nötig: Alkohol und Tabak
Lausanne/Schweiz. Die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) veröffentlichten Ergebnisse der internationalen Untersuchung (HBSC) von Schülerinnen und Schülern lasse keine Zweifel zu, schreibt Sucht Schweiz: Der Geschlechterunterschied bei Gesundheit und Risikoverhalten bleibe trotz der gesellschaftlichen Entwicklung hin zur Gleichberechtigung bestehen.
Die neusten Zahlen aus den 39 teilnehmenden Ländern widerlegten die Annahme, dass sich das Konsumverhalten bezüglich Alkohol und Cannabis zwischen Mädchen und Jungen angleiche, heisst es in der Medienmitteilung. Vielmehr träten sowohl auf internationaler als auch auf schweizerischer Ebene die Unterschiede zwischen den Geschlechtern deutlich zu Tage.
Mehr Mädchen legten ein gesundes Verhalten an den Tag, wenn es darum gehe, Früchte zu essen, die Zähne zu putzen und Softdrinks nur massvoll zu konsumieren. Jungen verhielten sich risikoreicher. Sie seien nahezu systematisch in der Mehrzahl, wenn es um Rauchen, Alkohol- oder Cannabiskonsum gehe. Die Untersuchungen von 2010 in der Schweiz zeigten, dass sich der Unterschied zwischen Mädchen und Jungen beim Substanzkonsum sogar vergrössert habe, so der Bericht. 2006 hätten 16 Prozent der 15-jährigen Mädchen und 27 Prozent der Jungen mindestens ein Mal in der Woche Alkohol getrunken. 2010 seien es 13 Prozent der Mädchen und 26 Prozent der Jungen gewesen, was einer Abweichung zwischen den Geschlechtern von 11 Prozentpunkten im 2006 auf 13 Punkten im 2010 entspreche.
Laut Sucht Schweiz sei der geschlechterspezifischer Ansatz bei der Prävention wichtig. Studien zeigten, dass Mädchen im Vergleich zu Knaben allgemein von ihren Eltern stärker beaufsichtigt würden, eher konsumierten, um mit Schwierigkeiten umzugehen (Bewältigungsmotive), introvertierter seien und seltener die öffentliche Ordnung störten. Dies mache sie für die Prävention weniger sichtbar. Jungen seien mehr auf Leistung und Anerkennung durch andere aus und reagierten sensibler auf Gruppenzwang. Die Stärkung von Kompetenzen, mit diesem Druck umzugehen, nein zu sagen und Selbstvertrauen zu entwickeln, sei ein wichtiger Präventionsansatz. Eine geschlechterspezifische Prävention müsse daher laut Angaben von Sucht Schweiz besondere Massnahmen entwickeln, um auf die Bedürfnisse beider Geschlechter eingehen zu können. Mädchen und Jungen sollten sich bei Präventionsveranstaltungen zudem getrennt äussern können, weil sich alle freier fühlten sich vor ihren Geschlechtsgenossen mitzuteilen.
Sucht Schweiz schreibt zur HBSC-Untersuchung: „Die Health Behaviour in School-aged Children (HBSC) Studie, an welcher zum grössten Teil europäische Länder teilnehmen, ist eine Untersuchung von Schülerinnen und Schülern von 11 bis 15 Jahren, die unter der Schirmherrschaft der Weltgesundheitsorganisation (WHO - Regional Office for Europe) durchgeführt wird und alle vier Jahre stattfindet. Die Schweiz nimmt seit 1986, vertreten durch Sucht Schweiz (ehemals Schweizerische Fachstelle für Alkohol- und andere Drogenprobleme), an der Untersuchung teil. Das Projekt wird vom Bundesamt für Gesundheit (BAG), den Kantonen und Sucht Schweiz finanziert.
Hauptziel dieser internationalen Studie ist es, mit einheitlicher Methodik, Daten zu Lebensstilen und Lebensumständen, insbesondere zum Gesundheitsverhalten, von Schülerinnen und Schülern zu erfassen. Durch die regelmässige Wiederholung der Studie, können zudem allfällige Veränderungen im Laufe der Zeit verfolgt werden. Die internationale Zusammenarbeit von Forschenden verschiedener Fachbereiche, bietet zugleich optimale Voraussetzungen für den Erwerb und den Austausch von Fachwissen. Und schliesslich erweist sich die Studie als besonders bedeutend für die Entwicklung neuer Präventionsprogramme.“
Lausanne/Schweiz, 26.06.2012/APD
Bild: Melling liudmila / pixelio.de
© Nachrichtenagentur APD Basel (Schweiz) und Ostfildern (Deutschland)
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