Der intelligente Darm und seine Billionen Freunde
Hatten Sie schon einmal das Gefühl, nicht genug Anerkennung für eine Tat bekommen zu haben? Haben Sie schon einmal die eine oder andere Überstunde in der Arbeit eingelegt, ohne dass es jemand bemerkt, geschweige denn Ihnen dafür gedankt hat?
Es gibt da jemanden, der genau nachvollziehen kann, wie Sie sich in dieser Situation fühlen. Immer wieder leistet er Überstunden und muss oft für ungeplante Nachtschichten einspringen. Ein Dankeswort hört er selten. Obwohl er täglich lebenswichtige Aufgaben verrichtet, vergessen wir häufig, dass es ihn überhaupt gibt. Wissen Sie, von wem die Rede ist? Richtig – von unserem Darm. Er ist mehr als ein Rohr, das unseren Mund mit unserem Hinterteil verbindet. Er ist auch der Hauptsitz unseres Immunsystems, hat Einfluss auf unser Denken, Fühlen und Handeln und versorgt unseren Körper mit lebenswichtiger Energie und mit Nährstoffen.
Das unterschätzte Organ
Die Hauptaufgabe unseres Darms ist die Zerlegung von Nahrung in ihre einzelnen Bestandteile und die Aufnahme von lebenswichtigen Nährstoffen. Ein ziemlich verantwortungsvoller Auftrag für ein scheinbar einfaches Organ wie den Darm. Um seiner Aufgabe gerecht werden zu können und eine möglichst große Arbeitsfläche zu besitzen, bildet er sogenannte Zotten aus. Das reicht dem Darm aber noch lange nicht, denn auf diesen Zotten sitzen kleinere Zotten. Sozusagen Zotten zum Quadrat. Somit kommt eine riesige Oberfläche zustande, die insgesamt ca. 100 Mal größer ist als die unserer Haut! Diese Zotten sind auch sehr platzsparend. Würde man ein Bügeleisen einsetzen und unseren Darm quasi faltenfrei bügeln, wäre er ca. 7 Kilometer lang und würde in unserer Bauchhöhle nicht annähernd genug Platz finden.
Im Gegensatz zu unserer Haut, die durch eine dicke Hornschicht geschützt ist, besitzt der Darm an seiner Oberfläche lediglich eine Lage einzelner Darmepithelzellen, die von einer dünnen Schleimschicht überzogen sind. Dies macht den Darm zwar empfindlich gegenüber Chemikalien und Umwelteinflüssen, bietet ihm aber auch einige entscheidende Vorteile. Die Aufnahme von Nährstoffen wird erleichtert, da die Distanz vom Darminneren zu den Blutgefäßen möglichst klein gehalten wird. Der feinschichtige Aufbau ermöglicht ihm außerdem eine enge und feinfühlige Kommunikation mit seiner Umwelt. Diese Kommunikation erfolgt über ein dicht gespanntes Netz von über 100 Millionen Nervenzellen, die sich in 2 Schichten über die gesamte Länge unseres Verdauungsorgans ausbreiten. Die Anzahl dieser Nervenzellen ist so groß, dass es von Wissenschaftlern auch als zweites Gehirn oder «Darmhirn» bezeichnet wird. Sie, lieber Leser, liebe Leserin, besitzen also nicht nur ein, sondern zwei superintelligente Gehirne. Fühlt man sich bei diesem Gedanken nicht gleich ein bisschen schlauer?
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Bild: Pixabay
DR. MED. MICHAEL SCHINAGL, Graz, A, Arzt in Ausbildung zum Allgemeinmediziner
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