Licht am Horizont – Eine Krise ist nicht das Ende
Liegt es vielleicht daran, dass wir in unserem Lebensbuch dafür keine Seite vorgesehen haben? Dass jeder von uns denkt, Burnout, Ehekrise, Krankheit, Unfall oder Depression würden immer nur die anderen betreffen, aber nie einen selbst? Dass sie für viele von uns schlicht und einfach «tabu» sind?
Wir alle haben unsere Wünsche und Erwartungen an das Leben: Gesundheit, materielle Sicherheit, stabile und erfüllende Beziehungen, beruflicher Erfolg, Anerkennung von Freunden und Kollegen, Selbstverwirklichung und Spaß. Die Medien zeichnen das Bild vom unverletzlichen, belastbaren, immer lächelnden, erfolgreichen und zufriedenen Do-it-yourself-Gewinner als Prototyp des modernen Menschen. Und nicht nur die Medien tun das, sondern auch Kollegien, Nachbarschaften, Freundeskreise und Kirchgemeinden. Wir sind alle vom Mythos der unendlichen Machbarkeiten und Kräfte «infiziert». Warum sonst sind wir so fassungslos, wenn wir an einem Tiefpunkt angekommen sind?
Das Tabu brechen
Wenn wir in eine Krise fallen, ist der erste Impuls oft, dass wir das nicht wahrhaben wollen. Wir bäumen uns mit einem verzweifelten «Doch nicht ich!» auf und versuchen, so lange wie möglich, den Normalbetrieb aufrechtzuerhalten. Es fällt uns unendlich schwer, sich bankrott zu erklären und zuzugeben, dass wir nicht das sind, was wir gerne wären. Wir hängen an kaum etwas so stark wie an unserem Ideal vom unverletzlichen Selbst! Wie befreiend wäre es angesichts dieser Situation, wenn es mehr Menschen gäbe, die zugeben: «Jeder kann an seine Grenzen kommen. Jeder kann betroffen sein. Und ich habe es auch schon erlebt!»
Die Rechnung: «Was nicht sein darf, ist nicht» geht jedenfalls nicht auf. Hinter einem äußerlichen «Mir geht es prima» zerbrechen Familien, quälen Albträume, Schlaflosigkeit, psychische und psychosomatische Beschwerden. Wer eine Krise ignoriert, überführt sie in ein unheilvolles Untergrunddasein und verleiht ihr noch mehr Macht. Es führt früher oder später kein Weg daran vorbei, der Realität ins Auge zu sehen.
Befreiende Begegnung
Wenn es uns schlecht geht, neigen wir dazu, uns zurückzuziehen und zu isolieren. Das verstärkt den Schmerz und die Hoffnungslosigkeit und setzt einen unheilvollen Kreislauf in Gang. Er muss durchbrochen werden!
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LUISE SCHNEEWEIß, Bogenhofen, Österreich, Redakteurin und Autorin
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